Inzwischen liegt die Tour hinter uns und ich schildere in den folgenden Abschnitten die wichtigsten Ereignisse unserer Abenteuertour. Es war wirklich ein Abenteuer, nicht nur wegen einer Kenterung, sondern auch wegen vieler anderer Schwierigkeiten, die uns begegneten.
Die Anreise und Vorbereitungen
Wir fuhren von Hannover mit dem Zug direkt bis nach Frankfurt/Fernbahnhof und flogen dann mit Condor über Anchorage nach Fairbanks. Am Flughafen wurden wir mit dem PKW abgeholt und zu Peter und Kelly gebracht. Peter und Kelly sind unsere "Vor-Ort-Organisatoren". Sie stellten uns auch die gesamte Ausrüstung (z. B. Kanu, Packtaschen, Planen, Seile, Bärenspray) leihweise zur Verfügung und brachten uns auch bis an den Startpunkt am Nome Creek. Am Tag nach der Ankunft fuhren wir zu Fred Meyr (ähnlich Real-Kauf), um dort alle benötigten Lebensmittel einzukaufen. Anschließend wurden diese durch uns bei Peter wasserdicht verpackt und in entsprechenden Behältnissen verstaut. Danach gab es Abendessen auf der Terrasse, wo auch andere Reisende von ihren Plänen und Erlebnissen erzählten. Am nächsten Tag starteten wir zum Nome Creek.
Die Tour
Gegen Mittag erreichten wir nach zweistündiger Autofahrt den Nome Creek, der nach wenigen Kilometern im Beaver Creek mündet. Dort entluden wir das Auto und trugen das Kanu und das gesamte Gepäck etwa 300 m bis zum Fluss. Nach etwa einer Stunde war das Kanu "kentersicher" gepackt und wir starteten zu unserem Abenteuer. Nach wenigen Minuten waren wir hinter der nächsten Kurve außer Sichtweise und von jetzt ab für die nächsten Wochen ganz allein auf uns gestellt. Das Abenteuer begann. Bald erreichten wir den etwas breiteren Beaver Creek, der trotz der längeren regenarmen Zeit noch ausreichend Wasser führte. Lediglich an einigen Stellen war der Wasserstand so niedrig, dass wir kurz aussteigen und das Kanu über den Kiesboden schieben. Durch die umfangreichen Waldbrände hatten wir in den ersten vier Tagen eingeschränkte Sicht wegen der ausgedehnten Rauchentwicklung.
Die recht hohe Fließgeschwindigkeit, insbesondere in Flussbiegungen, erforderte oftmals hohe Konzentration, schnelles Reaktionsvermögen und Kraft, zumal sich das sehr schwere Kanu schwer steuern ließ.
Dann geschah es aber doch noch. Am vierten Tag mussten wir uns schnell entscheiden, ob wir eine Insel links oder rechts umfahren wollten. Wir entschieden uns, den linken "s-förmigen" Wasserarm zu nehmen und hatten uns leider für den falschen Weg entschieden. Nach der ersten Kurve sahen wir einen umgestürzten Baum, der den Flusslauf blockierte und wir kaum eine Chance hatten, darunter durch zu fahren. Leider reichten unsere Kräfte nicht aus, das Kanu noch in eine kleine Bucht zu dirigieren, rammten die Böschung und wurden von der Strömung um 90 Grad gedreht. Das Kanu schlug mitschiffs mit der Breitseite gegen eine Wurzel und blieb wie festgeklebt daran hängen. Die starke Strömung erreichte nun die gesamte Breite des Bootes und schwappte irgendwann in das Boot. Wir mussten aussteigen und standen nun bis zum Bauch im Wasser. Beinahe hätte die starke Strömung Andrea unter das Boot gezogen. Schnell ergriff ich ihre Rettungsweste und zog solange, bis sie wieder stehen konnte. Das Kanu hatte sich zwischenzeitlich gewendet, so dass die offene Seite nun schutzlos der Strömung ausgesetzt war. Mit vereinten Kräften schafften wir es nach etwa 30 Minuten, das Boot in die Strömung zu stellen, aufzurichten und das Wasser auszuschöpfen. Mit weiteren Kräfte zehrenden Bewegungen gelang es uns, das Boot in die kleine Bucht zu ziehen. Wir mussten feststellen, dass ein Großteil meiner Kleidung, mein Schlafsack und der Fotokoffer (der eigentlich wasserdicht sein sollte) vollständig nass waren. Gut war, dass die Sonne schien und wir alle Teile zum trocken aufhängen konnten. Das Boot war unbeschädigt und wir konnten unsere Reise am kommenden Tag fortsetzen.
Danach wurde der Fluss etwas "ruhiger" und wir unternahmen an einem der folgende Tage eine Wanderung auf einen kleinen Hügel neben dem Fluss und hatten von oben einen wunderschönen Blick über das Tal.
Die schlimmsten Plagegeister auf der Tour waren anfangs die unzähligen Moskitos, die wir mit entsprechendem Spray und Geruchskerzen meisten recht gut abwehren konnten. Später gab es weniger Mücken, die dann von riesig großen blinden Fliegen abgelöst wurden. Sie sind zwar besser zu beseitigen, brummten uns aber ständig um den Kopf und stachen oftmals schmerzlich zu. Irgendwann war aber auch damit Schluss.
Die letzten 100 km des Beaver Creek warn eher langweilig, da wir uns in den Yukon Flats befanden, einer flachen und wenig interessanten Umgebung. Dazu kam, dass die Strömung fast zum Stillstand kam und wir nur durch unsere kräftezehrenden Paddelschläge vorwärts kamen.
Dann erreichten wir den Yukon, der unser Fortkommen durch seine Strömung unterstütze, aber dafür derart breit war, dass wir gefühlt Stunden brauchten, um das anvisierte Zwischenziel zu erreichen.
In der dritten Woche trafen wir die ersten Menschen am Ufer, die am Fluss in einer kleinen Ortschaft ohne Straßenverbindung lebten. Es war Stevens Village. Am kommenden Tag trafen wir eine indigene Familie, die sich sehr freundlich mit uns unterhielt, uns Tee und Kuchen anbot und uns sogar noch mit einen Litern Trinkwasser versorgte.
Neben einem kleinen Bären, der am Ufer saß, sahen wir nur einige Elche, viele Biber, angriffslustige Möven und eine Vielzahl von kleinen und großen Enten.
Bald schon sahen wir in der Ferne unser Reiseziel. Die Yukon Bridge lag vor uns. Dort endete unsere Tour nach 610 km. Wir übernachteten auf dem dortigen Campingplatz (der eher wie ein Müllplatz aussah) und wurden am nächsten Tag von Kelly abgeholt, die uns in dreistündiger Fahrt wieder zu deren Haus brachte, wo wir in einer der hauseigenen Hütten übernachteten. Wir waren damit zwei Tage früher als geplant am Ziel und überlegten, was wir in den beiden kommenden Tagen unternehmen wollten. Schnell hatten wir eine Idee und buchten am Abend noch die notwendigen Dinge.
Blick über den Zug von unserem tollen Sitzplatz aus
Die Fahrt nach Anchorage
Während meiner letzten Tour hatte ich Gelegenheit, den Yukon Railway zu sehen, einen sehr interessanten Zug, der mit "Sightseeing-Waggons" die Strecke von Fairbanks bis Anchorage in 10 Stunden befuhr. Wir buchten diese Tour und dazu noch zwei Übernachtungen in einem Hotel in Anchorage.
Wir verabschiedeten uns von Peter und Kelly, bedankten uns für die gute Betreuung und wurden dann von ihnen zum Bahnhof mit dem Auto gebracht. Der Zug war relativ schwach belegt und wir nutzen die Gelegenheit, den schönsten Platz im Zug zu belegen. Oberhalb des Daches befand sich noch eine Glaskuppel mit etwa 20 Sitzplätzen darunter. Wir saßen ganz vorne und konnten während der über den gesamten Zug schauen und uns dabei die wunderbare Landschaft ansehen. Zehn Stunden später erreichten wir Anchorage und bald auch schon unser Hotel. Am nächsten Tag - der erste Tag, an dem nicht die Sonne schien, sahen wir uns die Innenstadt von Anchorage an und mussten feststellen, dass eigentlich nur in der dritten, vierten und fünften Straße etwas zu sehen gab, hauptsächlich Souvenirgeschäfte und "Fressbuden". Unseren letzten Abend genossen wir in einem durchsichtigen Kunststoffpavillon unsere Hotels.
Die Rückreise
Eigentlich sollte unser Flug von Anchorage direkt nach Frankfurt/Main gehen. Da jedoch eine andere Maschine vor zwei Tagen wegen eines Ventilschadens ausgefallen war, wurde unser Flug über Fairbanks umgeleitet und wir nahmen dort die "gestrandeten" Fluggäste auf. Entsprechend später erreichten wir dann Frankfurt und hatten Glück, den Direktzug nach Hannover gegen 13:00 Uhr zu erreichen. Nach 20stündiger Rückreise kamen wir dann dort auch an.
Nachtrag
Die schönsten fotografierten Bilder sind als Anlage beigefügt, wobei die meisten dieser Fotos von Andrea sind, da meine Kameras wegen der Kenterung ihren Dienst versagten.